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Solarenergie: 50.000 Fußballfelder an ungenutzten Dachflächen

Tanja Schmidt

GebäudeCheck

Städte und Gemeinden stehen heute vor der großen Herausforderung, ihre Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Eine der vielversprechendsten Lösungen, die ihnen dabei zur Verfügung steht, sind Solardächer auf kommunalen Gebäuden. Diese bieten nicht nur die Möglichkeit, den kommunalen CO₂-Ausstoß erheblich zu senken, sondern auch langfristig die Energiekosten verringern. Doch was genau steckt hinter den oft zitierten Potenzialen, und wie gelingt es Kommunen, sie zu heben?

Dach mit einer Solaranlage versehen und im Hintergrund eine Kommune

Kommunen haben durch Solaranlagen auf öffentlichen Dächern die Chance, einen großen Teil ihres Energiebedarfs selbst zu decken und Millionen an Kosten zu sparen. Mit Projekten wie dem Solar-Atlas des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Maßnahmen wie der Solardachpflicht können Städte ihre Rolle in der Energiewende aktiv gestalten. Doch wie viel Energie kann Solar wirklich liefern, und wie weit reicht das Potenzial? Ein Blick auf Zahlen, Maßnahmen und ungenutzte Chancen.

Solarenergie: Die Kraft der Sonne sinnvoll nutzen

Um die Sonnenenergie effizient zu nutzen, stehen zwei Technologien zur Verfügung: Photovoltaik und Solarthermie. Die Photovoltaik wandelt das Sonnenlicht direkt in Strom um und wird vor allem auf Dächern installiert. Sie ist das, was wir meinen, wenn wir von „Solarstrom“ sprechen. Im Gegensatz dazu nutzt die Solarthermie die Wärme der Sonne, um Wasser zu erhitzen. Diese Technologie wird besonders in kommunalen Schwimmbädern oder zur Heizungsunterstützung öffentlicher Gebäude eingesetzt. Beide Systeme bieten wertvolle Ansätze, um die kommunale Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten.

50.000 Fußballfelder an Dachfläche sind ungenutzt

Laut wissenschaftlichen Berechnungen sind 362,8 Millionen Quadratmeter Dachflächen in Deutschland noch ungenutzt. Das entspricht etwa 50.000 Fußballfeldern oder der gesamten Fläche der Stadt Hamburg. In Diskussionen über die Zukunft der Solarenergie in Deutschland taucht häufig die Zahl von 36 Gigawatt auf. Das ist die Menge an Solarstrom, die theoretisch durch die Installation von Solaranlagen auf diesen ungenutzten Flächen produziert werden könnte. Dies entspricht der Leistung von 36 Atomkraftwerken.

Doch diese Zahl ist nicht ganz präzise, da Solarstrom im Gegensatz zu Atomkraftwerken nur produziert wird, wenn die Sonne scheint. Während Atomkraftwerke rund um die Uhr Strom liefern, erreichen Solaranlagen in Deutschland nur etwa 10 bis 20 Prozent ihrer Kapazität übers Jahr hinweg. Um die jährliche Stromproduktion eines Atomkraftwerks zu ersetzen, bräuchte man in Wirklichkeit also sechs- bis siebenmal mehr Solarkapazität, oder in anderen Worten: 300.000 Fußballfelder statt 50.000. Trotzdem ist das ungenutzte Potenzial gewaltig: Die 362,8 Millionen Quadratmeter ungenutzter Dachflächen könnten gigantische Mengen an Strom liefern. Aktuelle Daten zeigen, dass Deutschland monatlich etwa ein Gigawatt an Solarleistung installiert.

Was 1 Gigawatt wirklich bedeutet

Um sich die Größenordnung von 1 Gigawatt vorzustellen, hilft eine einfache Analogie: Ein Gigawatt an Solarstrom könnte etwa 750.000 Haushalte mit Strom versorgen – das entspricht fast der gesamten Stadt Frankfurt am Main. Allein die Dächer öffentlicher Gebäude könnten einen wesentlichen Beitrag leisten. Städte wie Berlin könnten durch die Installation von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden jährlich bis zu 2,6 Millionen Tonnen CO₂ einsparen, wenn sie alle Gebäude konsequent mit Solarpanels ausstatten würden. Hamburg und München haben ebenfalls ungenutzte Dachflächen, die zur Energieproduktion herangezogen werden könnten. Das zeigt, wie viel Potenzial in der Solarenergie steckt – insbesondere, wenn Kommunen aktiv werden​.

Was Kommunen konkret tun können

Viele Städte haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Solarenergie zu fördern. Ein besonders effektiver Ansatz ist die Solardachpflicht für Neubauten. In Städten wie Tübingen oder Hamburg ist es inzwischen Pflicht, dass auf Neubauten Solaranlagen installiert werden. Dies betrifft sowohl private als auch kommunale Gebäude, wie Schulen, Sporthallen oder Verwaltungsgebäude. Mit einer solchen Verpflichtung können Städte sicherstellen, dass sie ihr Potenzial ausschöpfen und nicht weiter ungenutzte Flächen verschwenden.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Einrichtung von lokalen Förderprogrammen. Kommunen könnten hier zinsgünstige Kredite anbieten oder Bürger und Unternehmen unterstützen, indem sie Genehmigungsverfahren für Solaranlagen vereinfachen. In einigen Regionen gibt es bereits Expressgenehmigungen, um den Ausbau von Solarenergie zu beschleunigen​.

Der Solaratlas des DLR: Ein Werkzeug für die Energiewende

Ein besonders spannendes Projekt, das Kommunen und Bürgern dabei hilft, das Solarpotenzial besser zu verstehen und zu nutzen, ist der Solar-Atlas des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Atlas nutzt modernste Technologien, darunter hochauflösende Luftbilder und Geodaten, um das Solarpotenzial von Dächern in ganz Deutschland zu analysieren. Kommunen können den Atlas verwenden, um zu sehen, welche Gebäude für Solaranlagen besonders geeignet sind, und somit gezielt Maßnahmen zur Installation ergreifen.

Der Atlas deckt das gesamte Bundesgebiet ab und bietet nicht nur Informationen für einzelne Gebäude, sondern auch für ganze Stadtteile oder Regionen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz berechnet das System Faktoren wie Dachausrichtung, Neigung und Verschattung, um das Potenzial der Sonnenenergie zu maximieren. Dies ist besonders wertvoll für Kommunen, die ihre Energieplanung langfristig und effizient gestalten möchten​.

Ein Weg in die Zukunft

Die Nutzung von Solardächern bietet deutschen Kommunen enorme Möglichkeiten, die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig Kosten zu senken. Durch kluge Planung, die Nutzung von Förderprogrammen und den Einsatz von Technologien wie dem Solaratlas des DLR können Städte und Gemeinden nicht nur ihre Energieversorgung nachhaltiger gestalten, sondern auch langfristig von finanziellen Vorteilen profitieren. Jede ungenutzte Dachfläche ist eine verpasste Chance für saubere, kostengünstige Energie. Es liegt an den Kommunen, diese Potenziale zu erschließen und ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.

 

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