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Wie Städte sich auf den großen Regen vorbereiten

Tanja Schmidt

GebäudeCheck

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen treten in den letzten Jahren immer häufiger auf und stellen Städte vor große Herausforderungen. Angesichts der verheerenden Auswirkungen, die Überschwemmungen auf dicht besiedelte Gebiete haben können, suchen Städte weltweit nach Lösungen, um widerstandsfähiger zu werden.

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Das stadtplanerische Buzzword der Stunde lautet „Resilienz“. Verschiedene Projekte und Initiativen – von „Schwammstädten“ in China bis hin zu „Urban Heat Labs“ in Deutschland – entwickeln innovative Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel. Dabei setzen sie auf ganzheitliche und technologische Lösungen, um sich auf extreme Wetterereignisse wie Starkregen vorzubereiten.

Ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Anpassung urbaner Gebiete an zunehmende Starkregenereignisse sind die sogenannten „Schwammstädte“, die vor allem in China verbreitet sind. Dieses Konzept zielt darauf ab, städtische Bereiche so zu gestalten, dass sie das Regenwasser wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und langsam wieder abgeben können. Die chinesische Zentralregierung hat vor knapp zehn Jahren das „National Sponge City Program“ ins Leben gerufen, um solche Maßnahmen gezielt zu fördern. Millionenstädte wie Wuhan, Shenzhen und Xiamen haben sich im Zuge dieses Programms in unterschiedlichem Ausmaß in Schwammstädte verwandelt.

Im Zentrum des „Schwammstadt“-Konzepts steht die Verbesserung der Fähigkeit von urbanen Gebieten, Wasser auf natürliche Art aufzunehmen. Das gelingt durch die Integration von Grünflächen, Rückhaltebecken und durchlässigen Pflasterungen, die helfen, Böden zu entsiegeln und die Wasseraufnahme zu steigern. Ein Beispiel aus Wuhan zeigt, wie eine Kombination aus künstlich angelegten Seen, Grünflächen und speziellen Straßenbelägen Überschwemmungen wirksam vorbeugen kann. Bei einem Starkregenereignis im Jahr 2020, verglichen mit 2016, verzeichnete die Stadt deutlich weniger Schäden – eine direkte Folge der durchgeführten Maßnahmen. Diese Ansätze könnten auch deutschen Städten als Vorbild dienen, insbesondere um Überlastungen der Kanalisation vorzubeugen und das Mikroklima in städtischen Gebieten zu verbessern.

Water Smart Cities in Dänemark: Ganzheitliche Kooperation

Auch in Europa gibt es innovative Ansätze, wie Städte sich auf die steigenden Herausforderungen durch Starkregen vorbereiten. Das „Water Smart Cities“-Projekt in Dänemark verfolgt das Ziel, eine bessere Wasserrückhaltung zu gewährleisten und gleichzeitig den Schutz vor Überschwemmungen zu verbessern. Was dieses Projekt besonders macht, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Planungsbehörden, privaten Partnern und der Bevölkerung. Diese Kooperation stellt sicher, dass die Maßnahmen sowohl effektiv als auch von den Bürgern akzeptiert sind.

Ein herausragendes Beispiel aus Kopenhagen zeigt, wie wasserdichte Gebäudefassaden mit Hochwasserschutzwänden kombiniert werden, um Stadtteile vor Starkregen zu schützen. Technologische Lösungen spielen hierbei ebenfalls eine zentrale Rolle: Durch den Einsatz von intelligenten Sensoren, die Wasserstände überwachen, können kritische Stellen frühzeitig identifiziert und das entsprechende Personal mobilisiert werden. Diese Maßnahmen haben sich bereits bei einigen Starkregenereignissen bewährt und könnten auch für deutsche Städte mit veralteter Infrastruktur ein Modell sein.

Urban Heat Labs: Hitzevorsorge und Überschwemmungsschutz vereint

Während die Schwammstädte in China und die Water Smart Cities in Dänemark insbesondere durch große Infrastrukturmaßnahmen beeindrucken, verfolgt Deutschland einen ganzheitlichen Ansatz zur Anpassung an den Klimawandel. Das Modellvorhaben „Urban Heat Labs“, initiiert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), ist ein Beispiel für die integrierte Klimaanpassung in Deutschland. Neun kommunale Projekte wurden ausgewählt, um bis 2027 Lösungen für Hitzevorsorge und den Umgang mit Starkregen in Stadtquartieren zu erproben.

Ein besonders spannendes Projekt findet im Berliner Bezirk Neukölln statt. Dort wird die denkmalgeschützte High-Deck-Siedlung der 1970er Jahre zu einem Reallabor für Hitzevorsorge und Überschwemmungsschutz umgestaltet. In enger Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern wurden Grünflächen zur Wasseraufnahme erweitert und spezielle Versickerungsbereiche eingerichtet, die als Retentionsräume für Starkregen dienen sollen. In der Stadt Hagen wird zudem das stark frequentierte Bahnhofsviertel umgestaltet, indem Flächen entsiegelt und Rückhaltesysteme installiert werden, um das Risiko von Überflutungen zu verringern.

Klimaanpassung im Smart-City-Kontext: Lüneburg als Vorreiter

Ein weiteres Beispiel für die Anpassung deutscher Städte an die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels findet sich im Smart-City-Kontext. Das Projekt „Zukunftsstadt Lüneburg 2030+“ setzt ebenfalls auf eine Kombination aus Entsiegelung und grüner Infrastruktur, um der Versiegelung von Flächen entgegenzuwirken und Regenwasser besser aufzunehmen. Ein besonders innovativer Aspekt ist die Nutzung von Daten zur Unterstützung stadtplanerischer Entscheidungen. Durch die Verknüpfung aktueller Wetterprognosen und Risikoeinschätzungen kann die Stadt frühzeitig auf extreme Wetterereignisse reagieren und Ressourcen effizienter einsetzen.

Dominikanische Republik: Technologie trifft Community

Der Klimawandel stellt nicht nur Europa und Asien vor große Herausforderungen – auch in der Karibik wird mit innovativen Konzepten gearbeitet. In der Dominikanischen Republik wurden Workshops mit über 100 Beteiligten durchgeführt, um gemeinschaftlich Strategien zur Starkregenvorsorge zu entwickeln. Ein entscheidender Bestandteil dieser Strategie ist die präventive Wartung der Infrastruktur. Durch die frühzeitige Erkennung und Instandsetzung potenzieller Schwachstellen können Schäden im Vorfeld vermieden werden. Darüber hinaus arbeitet die Regierung eng mit akademischen Institutionen zusammen, um Technologien wie intelligente Drainagesysteme zu nutzen. Diese Ansätze verdeutlichen, dass technologische Innovationen und die Stärkung der Gemeinschaft Hand in Hand gehen müssen, um Resilienz gegen den Klimawandel zu entwickeln.

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